Kurz vor der Mitgliederversammlung am 01.03.2025 stellt sich der scheidende AG-Leiter Dietmar Burtzlaff dem jährlichen, schon traditionellen Interview.
Das Jahr 2024 war wiederum ein erfolgreiches Jahr für die AG Rostock. Was bleibt hervorzuheben?
Unsere seit 2021 etablierten Veranstaltungsreihen “Rheuma Cafe” und “Rheuma Stammtisch” haben erneut großen Zulauf gehabt. Mit sieben verschiedenen Themen in Bezug auf Rheuma hatte die AG zusätzlich zu den monatlichen Treffs der Selbsthilfegruppen das Interesse der Mitglieder gefunden, der “Rheuma Stammtisch” mit musikalischem Rahmen war zudem ein echter Knaller vor ausverkauftem Haus.
Die Wissensvermittlung und Stärkung des Selbstmanagements im Umgang mit den rheumatischen Erkrankungen wurde mit Angeboten wie “Rheuma und Schmerzbewältigung”, “Rheuma und Cannabis” sowie der Vortragsreihe am Weltrheumatag im Oktober 2024 unterstützt. 143 Mitglieder suchten im Kontakt- und Servicebüro per Telefon und persönlich Rat.
Die erst 2023 neu etablierte Website der AG im Internet hatte 2024 allein 6 128 Nutzer, mit 19 022 Seitenaufrufen. Ein wichtiger Schritt auf dem Weg der Digitalisierung.
Mit dem Volkstheater und dem Kaffeehaus Rostock haben wir neue Veranstaltungsstätten erschlossen.
22 neue Mitstreiter haben wir für die AG gewonnen, darunter ein neues Fördermitglied, die Firma Vitagelu.
Und unsere ehrenamtlich Aktiven haben sich mit unendlich viel Zeit eingebracht, um das alles sicherzustellen. Dafür können wir nicht dankbar genug sein.
Trotzdem gab es auch Rückschläge zu verzeichnen.
Ja, auch wir können leider die demographische Entwicklung nicht aufhalten. Der Verlust von 56 Mitgliedern in 2024 , davon allein 17 durch Tod, ist sehr schmerzlich. Unsere Mitgliedsjahrgänge, insbesondere 1934-1944, sind nun in der Mobilität sehr eingeschränkt, können oftmals die Wohnung nicht mehr verlassen. Da stellt sich dann logischerweise auch irgendwann die Sinnfrage der Mitgliedschaft.
In den Selbsthilfegruppen Evershagen und Lütten Klein haben die ehrenamtlichen Leiterinnen aus Gesundheitsgründen in 2024 ihre Ehrenamtsarbeit einstellen müssen. Für Lütten Klein konnten wir zeitnah Ersatz gewinnen, in Evershagen leider noch nicht. Die Mitglieder können aber Angebote anderer Gruppen wahrnehmen. Unsere Singegemeinschaft, einst ein schlagkräftiger Chor, hat sich zum 31.12.24 aus Altersgründen abgemeldet. So haben wir noch sieben Selbsthilfegruppen, 2021 waren es zum Vergleich drei. Es ist das Momentum des ständigen Dranbleibens an den Erfordernissen, was uns antreibt, diese sehr wichtige Selbsthilfearbeit in den Gruppen weiter zu entwickeln.
Die AG Rostock ist aus der Stadtgesellschaft nicht mehr wegzudenken.
Und das ist zweifellos förderlich für unsere Arbeit. Die gegenseitig befruchtende Zusammenarbeit mit dem Klinikum Südstadt Rostock, dem dortigen Rheumazentrum, unsere Mitarbeit im Beirat des “Rostocker Topfes”, dem Plenum aller Selbsthilfegruppen der Hanse- und Universitätsstadt, die Unterstützung des Gesunden Städtnetzwerkes mit ihrem Selbsthilfetag am 07.11.2024, unsere Beiträge beispielsweise zu den Senioreninformationstagen in der Südstadt und in Reutershagen oder im Rathaus beim Europäischen Tag der Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen sind solche Beispiele. Am 27.02.25 werden wir in Schwerin letztmalig am “Runden Tisch” des Ministeriums für Soziales, Gesundheit und Sport im Kampf gegen die Einsamkeit beratend tätig sein.
Auf der bevorstehenden Mitgliederversammlung wird eine neue AG-Leitung zu wählen sein.
Ich habe schon im Mai 2024 in der Leitung der AG und den Leiterinnen unserer Selbsthilfegruppen planmäßig langfristig einen Prozess in Gang gesetzt, der sich mit der nächsten qualitativen Zukunftsetappe unserer AG angesichts der bevorstehenden Herausforderungen befasst. Dazu zählt die Neuformierung einer möglichst stark verjüngten AG-Leitung, die mit neuen Ideen die Zukunft angeht. Ich bin sehr froh und stolz, dass dies gelungen ist und nun zur Wahl steht. Ich persönlich habe den Mitgliedern und dem Landesverband gegenüber Wort gehalten, als ich 2020 zusicherte, alles dafür zu tun, um die AG zukunftssicher aufzustellen. Das ist sie heute inhaltlich, organisatorisch wie finanziell. Und jedes Ehrenamt ist ein Amt auf Zeit. So kann ich mich bewusst und guten Mutes aus diesem Ehrenamt verabschieden.
Sie sprachen künftige Herausforderungen an.
Es sind solche wichtigen Fragen zu beantworten wie:
Wie schaffen wir es, altersspezifische und interessensgeleitete Angebote neu zu organisieren? Wie verbreitern wir notwendigerweise unsere ehrenamtliche Basis in einer Zeit, wo sich Bedingungen für das Ehrenamt nicht gerade positiv entwickeln? Wie schaffen wir den weiteren notwendigen Schritt zur Digitalisierung, ohne die älteren Mitglieder abzuhängen? Wie erreichen für jüngere, neue Mitglieder? Wie schaffen wir es, einen Großteil unserer Mitglieder zum Mittun zu aktivieren? Wie ist unsere Arbeit in der Selbsthilfe besser finanzierbarer, planbarer zu gestalten?
Ich bin mir sicher, unser neu zu wählendes Leitungsteam wird diese Dinge mit neuen Ideen erfolgreich angehen und meistern.
Schon fast mahnend erwähnen Sie in allen Statements immer wieder den Aspekt der Notwendigkeit der Weiterentwicklung.
Weil es eine einfache Wahrheit ist: wer stehen bleibt, genügsam wird, sich nicht weiterentwickelt, hat als Organisation keine Zukunft. Dafür gibt es genügend Beispiele, auch vor unserer Haustür.
“Wer glaubt jemand zu sein, hört auf jemand zu werden”, sagte vor kurzem Jürgen Wehland, der Vorstandsvorsitzende des FC Hansa Rostock. Recht hat er.
Besinnen wir uns auf den Markenkern der Rheuma-Liga, dann werden wir auch künftig gebraucht. Ein einfaches Weiter-So, ein Rückfall in alte Muster gar hätte negative Folgen. Schon von daher sind wir alle dem Erfolg verpflichtet. Und der ist gemeinsam zu meistern.
2025 begeht die AG auch ihren 35. Jahrestag der Gründung.
Den haben wir nun ein Jahr akribisch vorbereitet und freuen uns auf eine tolle festliche Veranstaltung, die ebenso am 01. März 2025 stattfinden wird. Corona hatte ja 2020 den 30. Jahrestag “verhindert”, es gab seinerzeit nur eine sehr teilnehmerbegrenzte Veranstaltung. Mein, unser Anspruch war es aber immer, a l l e Mitglieder zu erreichen mit unseren Angeboten, und so freue ich mich, dass über 100 Mitglieder nun Gelegenheit haben werden, mit einigen Überraschungen eine solche festliche Veranstaltung erleben zu dürfen.